re levant.

schön ist, wenn man medien kennenlernt, die rezensionen veröfentlichen, ohne dass man je vorher drin gelesen hat, oder jemand dort kennt. bücher entwickeln ihr eigenleben, und “sie sprechen mit jean amery, was kann ich für sie tun” hat beinahe seine pubertät abgeschlossen. das eine ist ein popmagazin names tba, wo erstmals auch eine kleine englischsprachige rezi positioniert ist, das zweite ist das internet-portal relevant, wo eine launige rezension veröffentlicht wurde, die auf eine einschätzung meiner kollegInnen aus der apa-kulturredaktion beruht.

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APA0202 5 KI 0374                                     Mi, 14.Dez 2011

Literatur/Neuerscheinung/Österreich/Rezension

Sex, Crime und Call-Center: Debüt-Roman von Kurto Wendt

Utl.: Ehemaliger Donnerstagsdemo-Aktivist legt mit “Sie sprechen mit
Jean Amery, was kann ich für Sie tun?” einen unterhaltsamen
Erstling vor (Von Wolfgang Huber-Lang/APA) =

Wien (APA) - Kurto Wendt? War das nicht einer der umtriebigsten und ausdauerndsten Organisatoren der Donnerstagsdemonstrationen gegen Schwarz-Blau? Jean Amery? War das nicht ein österreichischer Widerstandskämpfer und Schriftsteller, der sich in seinem Werk u.a. für das Recht des Menschen auf Freitod einsetzte und dieses schließlich auch selbst für sich in Anspruch nahm? Und was haben die beiden miteinander zu tun? “Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für Sie tun?”, heißt der Debütroman von Kurt Wendt, der kürzlich im Milena Verlag erschienen ist.

Der echte Jean Amery kommt in dem Buch allerdings nicht vor. Als Jean Amery meldet sich der Lebenskünstler und Langzeitarbeitslose Frank Smutny, wenn er im Call-Center von T-Mobile Anrufe entgegennimmt. Das macht er jedoch nur gezwungenermaßen, weil ihm das Arbeitsmarktservice die Unterstützung streichen würde, wenn er nicht an einem neuen Programm teilnähme: Das AMS zahlt sechs Probewochen beim Telekom-Unternehmen, die Besten erhalten danach einen Angestelltenvertrag.

Geregelte Arbeit ist zwar so ziemlich das Letzte, wonach Frank der Sinn stehen würde, doch so sehr er sich auch anstrengt - er ist drauf und dran, in der Telekommunikationsbranche Karriere zu machen. Denn Frank ist intelligent, flexibel, kann hartnäckig oder charmant sein, wahlweise auch beides zugleich. Das bekommen auch zwei mysteriöse neue Bekannte mit, die Franks Leben immer aufregender gestalten: eine seltsame Anruferin, die ihn immer wieder aushorcht und ihm seltsame Aufträge erteilt, und ein englischsprachiger, attraktiver Fremder, der ihm auf abendlichen Touren durch Wiener Szenelokale über den Weg läuft.

Aus dem Gegensatz zwischen ödem Berufsalltag und prickelnder Sex-and-Crime-Story macht der 1965 in Neufelden (Oberösterreich) geborene Autor eine flotte Geschichte, die weder literarischen Anspruch erhebt, noch aufklärerischen Sozialrealismus betreibt. Wie im Märchen verselbstständigen sich Fantasien und stellen einen Durchschnittstypen plötzlich vor abenteuerliche Herausforderungen, denen er sich kaum gewappnet fühlt. Anderswo macht man aus so etwas einen Hollywood-Film. Kurto Wendt hat daraus einen unterhaltsamen Debütroman gemacht. Durchaus nicht der schlechteste Zeitvertreib. Für ihn und für seine Leser.

(S E R V I C E - Kurto Wendt: “Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für Sie tun?”, Roman, Milena Verlag, 152 S., 16,90 Euro, ISBN 978-3-85286-212-5)
(Schluss) whl/dae

APA0202    2011-12-14/11:35

141135 Dez 11

fotos von der lesebande am volksstimmefest (4.9. 2011)

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