Vom Bahnmanager zum Freund der Freiheitlichen. Die jüngere Vergangenheit des Christian Kern.
Der 1. Mai 2016 stellte eine Zäsur für die österreichische  Sozialdemokratie dar. Gellenden Pfeifkonzerten gegen den damaligen  Bundeskanzler Werner Faymann, organisiert von einem SPÖ-internen „#Team  Haltung“, standen GenossInnen  mit den trotzig anmutenden Taferln  „Werner, der Kurs stimmt“ gegenüber. Beide Gruppen zählten wohl etwa je  100 Leute. Dazwischen standen Tausende, denen die Ratlosigkeit ins  Gesicht geschrieben stand, ganz so, als hätten sie eine Vorahnung, dass  dies der letzte 1. Mai mächtiger Politfolklore sein könnte.
Der Übergang von Faymann zu Kern
Faymann war vor allem darüber gestolpert, dass er den von der ÖVP  diktierten Kurs der Orbánisierung höchst unbeholfen nachvollzogen hatte.  Sein Sager „Türl mit Seitenteilen“ als Metapher für den Grenzzaun in  Spielfeld drückte die Hilflosigkeit (bei gleichzeitigem Zynismus) am  besten aus.
Am 9. Mai 2016 war Faymann bereits Geschichte, gestürzt von Linken in  der Partei und mit Absegnung der Landesparteivorsitzenden. Ganz offen  wurde präsentiert, und erstaunlicherweise von niemand als Problem  eingeschätzt, dass Christian Kern und Gerhard Zeiler in ihrer  Manager-Männerfreundschaft schon über ein Jahr gemeinsam darüber  nachgedacht hatten, wann der Zeitpunkt günstig sei, Faymann zu beerben.
Am 17. Mai trat Kern dann gemeinsam mit Michael Häupl vor die Presse und  begeisterte nicht nur SozialdemokratInnen mit einem intelligenten,  charmanten Auftritt voller Tatendrang und Selbstkritik (an der SPÖ). Er  versprühte Aufbruchstimmung und konnte damit viele für sich einnehmen.
Sein neues Kabinett soll in alle Richtungen ausstrahlen: Hans Peter  Doskozil bleibt Verteidigungsminister und  zugleich Abschiebe-Experte  für die SPÖ-Rechten und die FPÖ; die Technokratin Sonja Hammerschmied  übernimmt die Bildung; und Muna Duzda – eine Kandidatin, auf die viele  Linke noch etwas Hoffnung setzten – darf sich im Kanzleramt um  Digitalisierung kümmern. Kerns Vorhaben, kluge  GewerkschaftskommunikatorInnen in die Parteizentrale einzubinden,  scheiterte an deren Ablehnung.
Kern stellt sich gern als politisch unbelastet dar. Dabei war er schon  als Student Chefredakteur der VSSTÖ-Zeitung Rotpress, 1991 im Büro von  Staatssekretär Kostelka unter Bundeskanzler Vranitzky tätig, 1994–97  Pressesprecher des SPÖ-Parlamentsclubs, um dann, wohl nicht völlig  unabhängig von seiner Parteikarriere, Manager bei der Verbund AG um dann  in der Folge 2010 ÖBB-Chef zu werden. Nichts davon ist ehrenrührig,  eine völlig normale sozialdemokratische Karriere. Dass er immer wieder  betont, „aus der Wirtschaft“ zu kommen, ist wohl einerseits die  Hoffnung, nicht für die letzten 20 Jahre verantwortlich gemacht zu  werden, andererseits ein Versuch, die Menschen auf andere, autoritärere  Strukturen vorzubereiten. Seine Antritts-Pressekonferenz bei der ÖBB  2010 und die jetzige als Kanzler (beide sind auf YouTube zu sehen)  ähneln sich übrigens gespenstisch in vielen Phrasen.
Kerns Agenda
Die politische Agenda Kerns kann die „SPÖ-Team-Anständigen“ nicht  zufriedenstellen, trotzdem schweigen sie weitgehend zu der verschärften  Abschiebepolitik, zur Deregulierung in der Wirtschaftspolitik und zur  unverhohlenen Annäherung an die FPÖ.
Im völligen Einklang mit der ÖVP spricht Kern von „schmerzlichen, aber  notwendigen“ Abschiebungen nach Kroatien, die Fremdenrechtspolitik unter  Kern ist sowohl gesetzlich als auch vom Vollzug her die  menschenverachtendste der zweiten Republik. Wirtschaftspolitisch  suggeriert er, dass er Start-Ups fördern und Social-Business  Arbeitsplätze schaffen würde. Anstatt staatlicherseits etwa eine  dringend nötige Wohnbauoffensive für leistbares Wohnen zu initiieren  oder tausende LehrerInnen, PflegerInnen, SozialarbeiterInnen  einzustellen, überlässt er es dem deregulierten Zufall, ob Projekte  erfolgreich sind. Nur: Die ambitioniertesten Craftbeer-ProduzentInnen,  die intelligentesten Yogalehrenden und die genialste Shopping-App werden  wenig zur Verringerung der Schere zwischen Reichtum und Armut  beitragen.
Die wichtigste Agenda für Kern scheint aber die schleichende Annäherung  an die FPÖ zu sein. Er macht das mit einer beängstigenden Präzision,  erklärt immer wieder politische Differenzen zur FPÖ, um im Vor- oder  Nachsatz die Normalität der FPÖ zu betonen. Bis Mai 2017 will sich die  SPÖ Zeit lassen, um einen „Kriterienkatalog“ für die Zusammenarbeit mit  anderen Parteien auszuhandeln. Zu dem Zeitpunkt werden Strache, Hofer,  Haimbuchner und Konsorten bereits von Kern vollständig rehabilitiert  sein.
Beispielsweise hat Kern am 26. Oktober bei der Angelobung neuer  RekrutInnen am Heldenplatz wörtlich formuliert: „In Österreich sind  Patrioten die, die ihr Land gemeinsam vorwärts bringen.“ Ein gesalbter  Satz, dem man als Bundeskanzler nicht aus dem Weg gehen kann, wenn man  am Nationalfeiertag eine Rede hält, könnte man meinen. Am 23. November  zeigte er sich dann überraschend amikal mit HC Strache im  Radiokulturhaus bei der Ö1-Sendung „Klartext“, wo er bereits in der  Einleitung mit dem Satz aufhorchen ließ: „Ich respektiere, dass es Herrn  Strache auch darum geht, das Land voran zu bringen.“
Vorwärts Richtung Ende
Und noch ein Aspekt, der in der Sendung auffiel, zieht sich durch Kerns  Politprogramm: sein (latenter) Sexismus. Strache setzte in „Klartext“  einen seiner üblichen Angriffe gegen Stadträtin Wehsely. Kern ignorierte  das einfach und den Zuhörenden wurde schnell klar, dass für Kern Frauen  wie Wehsely keine Rolle spielen. Keine strategische Position in Kerns  Regierungs- und Parteiteam ist mit einer Frau besetzt. Die  protokollarisch am höchsten agierende, Doris Bures, selbst noch aus der  Generation Gusenbauer, ist strategisch abgemeldet. Kerns innerer Kreis  ist ein sozialdemokratischer Männerbund, das macht ihm den Schwenk zur  FPÖ leichter.
An Christian Kern ist nicht zu kritisieren, dass er Manager war, gute  Anzüge trägt und Uhren sammelt. Seine persönliche Lockerheit mag für  manche vielleicht sogar eine erfrischende Qualität sein. Seinen  „Vorwärts“-Rufen ohne Richtungsangaben werden seine GenossInnen auch  noch eine Weile folgen. Aber dann könnte leicht passieren, wovor er  selbst beim Auftakt gewarnt hat: „Wenn wir jetzt nicht kapiert haben,  dass das unsere letzte Chance ist, dann werden die beiden Großparteien  und diese Regierung von der Bildfläche verschwinden. Und wahrscheinlich  völlig zurecht.“
http://www.malmoe.org/artikel/regieren/3232
online seit 19.12.2016 17:31:37 (Printausgabe 77)
autorIn und feedback : Kurto Wendt
 
Was soll ich sagen. Der 5. Dezember ein wunderschöner Tag. In der Früh bei Minusgraden mit einem Siegerlied auf den Lippen in die Arbeit geradelt, nachmittags den sympatischten und kompetentesten Hausbesitzer aller Zeiten kennengelernt, dann gekocht, mit meiner Liebsten einen smarten Film beim Humanrights-Filmfestival über Transpersonen in Kuba gesehen, der nicht unangenehm eurozentristisch war und jetzt, wieder zu spät, schlafen. I  Love it.
 

 
So lautet die Kopfzeile von Notaren, wenn sie einem Kreis von Erbberechtigten eröffnen, dass das Eigentum eines Verstorbenen zu verteilen ist. Eine intime Sache, wie es den Anschein hat, und gleichzeitig die Perpetuierung und Verstärkung der ungleichen Reichtumsverteilung. Julia Friedrich hat in ihrem Zeit-Artikel “Eine Klasse für sich” im März 2015 brisantes enthüllt. 250 Milliarden macht geschätzt das Erbschaftsvolumen in einem Jahr allein in Deutschland aus
“In Wahrheit aber ist das Erben alles andere als privat, und es ist  höchst ungehörig, darüber zu schweigen. Denn dieser intime Akt, der sich  Jahr für Jahr tausendfach wiederholt, wird Deutschland verändern. Das  nächste Jahrzehnt wird die Dekade der Erben: In den Vermögensabteilungen  der Banken, wo man am eifrigsten solche Prognosen erstellt, rechnet man  damit, dass zwischen zwei und vier Billionen Euro weitergereicht  werden, also zwischen zweitausend und viertausend Milliarden. (Zum  Vergleich: Griechenlands Schulden belaufen sich auf 320 Milliarden.) Ein  Vermögenstransfer, wie er in Deutschland noch nie vorgekommen ist”
Thomas Pickety hat in seinem Standardwerk “Das Kapital im 21. Jahrhundert” akribisch die Zahlen für Frankreich zusammengetragen und kommt zu der Erkenntnis, dass Erbschaften das BIP bereits weit überragen und damit eine Situation wie vor dem ersten Weltkrieg entsteht.
Für Österreich gibt es, wen wunderts, praktisch keine Zahlen. Die ÖVP verhindert standhaft, dass über vernünftige Erbschaftssteuern überhaupt nur geredet wird, im OECD-Vergleich liegt Österreich was Besteuerung von Reichtum und Erbschaft betrifft im letzten Viertel.
Wenn man davon ausgeht, dass, wie in vielen Parametern für Österreich zu Deutschland ein faktor 10 anzuwenden ist, dann werden in Österreich Jahr für Jahr 25 Milliarden Euro vererbt.
Ein Lehrer von Thomas Picketty, der Ök0nom Anthony Atkinson konstertiert für die britische Gesellschaft, eine extrem gefährliche Zunahme der Ungleichheit, ein Zusammenbrechen der Mittelschicht, was selbst die herrschende Zweidrittel-Gesellschaft nicht mehr als haltbar erscheinen läßt, wie in einem Artel der deutschen Wochenzeitschfrift “Die Welt” im August 2016 analysiert wurde.
Atkinson hat auch unkonventionelle Vorschläge parat, die durchaus Kampagnenfähigkeit haben. Beispielsweise schlägt er eine “Erbschaft für Alle” vor. Gespeist aus einer Erbschaftssteuer spricht er sich dafür aus, dass jede und jeder im Alter von 18 Jahren eine Volkspension ausbezahlt wird, mit der sie oder er sich Ausbildungen finanzieren kann, ein Start-Up-Unternehmen gründen, eine Reise tun oder vieles mehr.
Auf Österreich umgelegt bedeutet das: Geht man* von der geschätzten Summe von jährlich vererbten 25 Milliarden Euro aus und würde davon eine 10%-ige Erbschaftssteuer einheben, dann könnten Jahr für Jahr 2,5  Milliarden Euro an 18-jährige ausbezahlt werden. Im Schnitt lag die Zahl jener, die innerhalb eines Jahres in Österreich volljährig wurden bi 21.000.
Es ist erstaunlich: Mit einer moderaten Erbschaftssteuer könnte jeder Person, egal wie ihre sozialen Verhältnisse sind, mit 100.000 euro ein solider start ins Erwachsenenleben gewährt werden. Es braucht dann keine paternalistischen Überlegungen zur “Generation What?”. Die Menschen selbst würden über ihren weiteren Weg bestimmen und obendrein würden über 2 Milliarden, die jetzt im Berg der Ungleichheit einfach nur angehäuft werden, in den wirtschaftlichen Kreislauf investiert werden.
“100.000 Euro für JEDE und JEDEN 18-jährige”  wäre eine Losung, die direkt unter dem Motto “Die Ängste der Bevölkerung ernst nehmen” fallen  würde. Schon die Forderung ist dazu angetan, dass sehr transparent wird, wie groß der Reichtumsunterschied ist.
Bisher wurden Vorschläge wie dieser von der linken und den Gewerkschaften immer mißtrauisch zerpflückt und abgelehnt. Nicht zuletzt wegen dem kuriosen Dogma “(Lohn-) Arbeit für alle” fordern zu wollen. Ich lade alle ein, gemeinsam eine Kampagne für ein “Gesellschaftserbe” zu entwickeln. Damit kann viel einfacher an den Ängsten der Bevölkerung ansetzend, eine Hndlungsoption etwickelt werden, als dem Rassismus immer größer werdenden Teile der Menschen nachzugeben. 
 
lange her, dass ich hier was geschrieben hab, und doch sehe ich es nicht als versäumnis. es gibt millions of opportunities to intervene und die eigene homepage ist wohl eine der passivsten möglichkeiten. wer will schon followers produzieren?

am 13. märz ist “ich rannte aus zitronen” erschienen und ich bin immer noch hellauf begeistert mit zaglossus einen wunderbaren verlag gefunden zu haben. die empathie für meinen text, die intensive arbeit mit katja zur verbesserung desselben, die endgültige inhaltliche und emotionale assoziation in die  wiener queere communitiy haben mein leben angenehm bereichert.

die lesungen im repclub (video) mit can und laura und in simmering mit fanny (audio; radio stimme), die lesungen in zürich mit kathi, can und luisa und linz mit heide und veza, vor allem aber die präsentationsparty im rhiz mit kathi, nora und der sensationellen performance von boubie bourbon und hanzaj butchovski waren echte glücksmomente, die mich süchtig machen und zu weiterem schreiben inspirieren.

die lesung in berlin  im cafe engels am 2. juni beendet den wildesten mai meines lebens und ich werd gut überlegen müssen, woher ich die 28 stunden leben pro woche abzwacke, die ich fürs schreiben des dritten buchs brauche, für das es noch nicht mal einen arbeitstitel gibt. wohl aber so manche idee, es soll um eine bizarre situation rund um zwangsräumungen und verschiedener protestformen dagegen gehen. eine fiktion, die jederzeit realität sein könnte. eine science fictiongeschichte, die in der gegenwart angesiedelt ist. mit dabei wieder jedenfalls magda, frank/harald und ronnie, soweit kann ich eine leserin, die sich das gewünscht hat beruhigen. und in einer nebenrolle: der bürgermeister von san francisco ed lee! vielmehr kann ich gar nicht verraten, weil ich auch noch nicht sehr viel mehr weiß. ich lass mich im vorwärtsschreiben ab 7. juni überraschen.
schön wärs, wenn ich ende juli ferig wäre, dann könnt ich den august noch geniessen, mein wohl allerletztes monat in bildungskarenz, deren dritten teil ich jetzt grad konsumiere. dafür gebührt meinen kolleg*innen der firma eisenbacher ein xtrem großes lob. ohne ihre dezitierte fürsprache wär diese nicht von der geschäftsführung genehmigt worden.
weils das dritte buch ist, werd ich es als trilogie ausgeben. und was nachher kommt weiss man* sowieso sehr selten im leben.
 
keine 5 wochen hat es gedauert bis das bmukk mir den positiven bescheid gegeben hat, dass ich, um mein neues buch fertig zu stellen, 1100 euro für eine einmonatige zypernreise zugesprochen bekomme. “im namen der frau bundesministerin”, wie es in dem bescheid heißt und mit der auflage bis 31. 12. 2012 einen reisebericht zu schreiben. ein kurzes anschreiben, das ich hier offenlegen möchte, und 30 Manuskriptseiten meines neuen buchs, die von einer kommission beurteilt wurden haben ausgereicht.
 
Sehr geehrte Damen und Herren!
 Ich möchte mich zu Recherchezwecken für meinen zweiten Roman um ein drei- bis vierwöchiges Reisestipendium nach Zypern bewerben. Aufbauend auf meinen ersten Roman „Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für sie tun?“, der 2011 im Milena-Verlag in Wien erschienen ist, wird das neue Projekt (Arbeitstitel „Ich rannte aus Zitronen“) eine Fortsetzung.
 Im ersten Teil wird die Hauptfigur Frank durch verschiedene Umstände gezwungen, seine Identität aufzugeben und unter falschem Namen in Zypern ein neues Leben zu beginnen. Die entsprechenden Passagen aus „Sie sprechen mit Jean Amery, was kann ich für sie tun“ lege ich als Text dem Antrag bei.
 Im neuen Buch übernimmt Magda, eine ehemalige Arbeitskollegin die Aufgabe, Franks Wiener Identität abzuwickeln und wird zur neuen Hauptfigur. Schwerpunkt wird wieder die Auseinandersetzung mit modernen Arbeitsverhältnissen, die Lebensverhältnissen von Menschen, die aktiv aber ziemlich vereinzelt durchs Leben gehen und immer wieder mehr oder weniger zufällig in Aktivitäten stolpern.
 Magda vermutet Frank in den USA, entdeckt ihn dann aber nach einigen Jahren auf der Facebook-Seite einer Freundin auf einem Urlaubsfoto im Hintergrund. Er heißt Harald Jenninger und ist Wanderführer bei einem zypriotischen Reiseveranstalter. Sie beschließt, ihn zu suchen.
 Gegenstand der Recherchen wird sein, die Lebensverhältnisse in Nikosia und dem Norden der geteilten Insel zu studieren. Nikosia ist eine der letzten geteilten Städte der Welt, direkt an der Grenze leben, vor allem im türkischen Teil der Stadt sehr viele Ausländer. Briten und Amerikaner, Südkoreaner und Pakistanis, ein prekärer Internationalismus, der sehr viel kreatives Potential beinhaltet. Im zweiten Halbjahr 2012 übernimmt Zypern den EU-Vorsitz, wodurch zusätzliche Spannungsmomente entstehen, der Konflikt international auch wieder stärker fokussiert werden wird. 
Ich möchte den Alltag und Hoffnungen der Menschen in der geteilten Stadt aus Sicht eines Ausländers mit gefälschtem Pass schildern, der sich bescheiden aber ganz gut in die Verhältnisse vor Ort eingeschrieben hat. Dies wird im dritten Drittel des Romans einfließen und neben Wien zum wichtigsten Ort der Handlung werden.
 Das Buch mit dem Arbeitstitel „Ich rannte aus Zitronen“ wird voraussichtlich im März 2013 im Wiener Milena-Verlag erscheinen.
 Mein Reisezeitraum wird Ende Oktober bis Ende November 2012 sein.
wenn jemand beratung zu literaturstipendien braucht oder geben kann. get in contact!
 
es ist sehr schwer aus eigenen texten vorzulesen und noch viel unangenehmer sich sebst zuzuhören. bei einer einstündigen livesendung wie summerau, 96 auf radio fro passieren allerlei versprecher, die meisten davon mir. zum trotz gibts von mir mitausgesuchte gute musik. schön war der ausflug nach linz. besten dank an manuela mittermayr und erich klinger.

 
das bundesministerium für unterricht und kunst schüttet diverse stipendien aus, eine tatsache, die angesichts sonstiger gesellschaftlicher entwicklungen, höchst erstaunlich ist. auf deren homepage ist das gar nicht versteckt, trotzdem gehört das nicht zum allgemeinwissen. vermutlich sind es die künstlerInnen selbst, die die informationen bedeckt halten, um sich vor unliebsamer konkurrenz zu schützen. jedenfalls wird man/frau nicht bereits in den schulen darauf hingewiesen, dass es staatlicherseits unterstützungen für kreatives arbeiten gibt. ich selbst hab mich um ein reisestipendium nach zypern beworben, um mein buch fertigzustellen. ob ich es krieg ist offen, aber schon die einfache einreichung war befriedigend.
am montag beginnt die nächste phase meiner lohnarbeit bei eisenbacher im apa-verband. ich freu mich schon wieder auf kollegInnen, die tätigkeit selbst, selbst auf die fremdstrukturiertheit der arbeit. eine art pause vom kreativsein, die gut tut.
die erste einladung öffentlich über mein neues projekt ausführlich zu sprechen erhielt ich von radio fro in linz, wen es interessiert: mi, 13.6., 19 - 20 uhr, summerau 96, und nachzuhören im netz.

 
am 9. mai 21.30 finalisierte ich das manuskript zu “ich rannte aus zitronen”. youhou! 45 intensive tage, nur ein nacht nichtschreibend (in dieser nacht entstand bei einer spannenden hörlgasse-salon-runde mit essen und trinken der titel), 292.707 zeichen, das werden ca. 180 seiten. ich bin sehr zufrieden, dass es wieder geglückt ist und nachdem drei freundinnen das manuskript kritisch gelesen haben, werde ich das überarbeitete manuskript wieder dem milena-verlag anbieten. meinem lieblingsverlag, keine frage. über den sommer wird dann locker umgearbeitet, im herbst nochmal in zypern nachrecherchiert, ende oktober das cover und der titel fixiert und im februar oder märz gibts wieder ne fette präsentationsparty im rhiz im rahmen von holgers nil desperandum. und dann wieder auf leseabenteuer mit unserer lesebande, was für ein spaß!  lesungen in leipzig und zürich und in der bibliothek in simmering. alles sehr fein und es kommt alles fast von selbst, meine arbeit ist im wesentlichen getan, am 11. juni wende ich mich mal wieder für zumindest 1 1/2 Jahren meiner lohnarbeit bei der APA zu, keine qual, sondern angenehme abwechslung und herausforderung.

 
 
am 26. märz beginne ich mein nächstes schreibabenteuer, eine im weitersten sinn fortsetzung von “sie sprechen mit jean amery, was kann ich für sie tun”. von september bis dezember 2011 wurden davon 826 stück verkauft, von vielen leserInnen erhielt ich aufmunterndes feedback und ernstgemeintes lob, ein nicht zu unterschätzender faktor, auch was die ausrichtung künftiger arbeiten betrifft. letztendlich ist es auch erstrebenswert, die gläserne wand zwischen schreibenden und lesenden niederzureißen, auch wenn es naiv wäre zu glauben, daß dies jemals ganz gelingen könnte. oft werde ich gefragt, warum ich hier so viele details des rundherum offenlege, wer mir geholfen hat, wie das buch rezipiert wird, wer aller an der entwicklung teilgehabt hat.
ich halte das für eine selbstverständlichkeit für einEn fortschrittliche community. es ist mir völlig unverständlich, dass in österreich über einkommen, verträge, soziale kontakte ein mantel des schweigens herrscht und auch die meisten autorInnen und verlage geben weder auflage noch kontakte, oder gar details über neue projekte preis.
grade rechtzeitig, quasi als letzten notwendigen schubser um wieder die ersten 5000 zeichen eines neuen 300.000 zeichen-romans zu schreiben, hat mir ein flüchtiger bekannter, ein schachfreund, gegen den ich vor jahren mal eine turnierpartie gespielt habe ein feedback gegeben, das nicht nur motivierend war, sondern sogar konkrete handlungsvorschläge gegenen hat. in absprache mit ihm möchte ich es hier exemplarisch für viele andere anonymisiert wiedergeben.
Hallo Kurto Wendt,
auch wenn wir uns nur vom Schach flüchtig  aus einer Partie bei einem Auhof Open kennen, erlaube ich mir Dir zu  Deinem Roman-Erstling zu gratulieren.
Ich war zunächst eher skeptisch. “Schon wieder so  ein Wien-Roman eines Möchtegern-Autors” hab ich mir gedacht, ihn aber  vorletzte Woche trotzdem gekauft, schon aus Schachspieler-Solidarität  und obwohl fast pleite.
Umso größer war die Überraschung: Von  der ersten Seite an interessant und spannend geschrieben, flüssiger,  eleganter Schreibstil, authentische Figuren, ein ungewöhnlicher,  geschickt konstruierter Plot, verpackt in unaufdringlich gescheite  Haltungen. Insgesamt ein Lesevergnügen!
Wollte Dich mit diesem  Statement auch ermutigen, falls das überhaupt notwendig ist, weiter zu  machen, denn Du hast es m.M. nach drauf.
Mit liebem Gruß
E.D.
P.S.:
Ist  nun damit zu rechnen, dass Du Deine “K”s bei Gastspielen in unsere  Schachbretter ritzt? In diesem Falle wird zurrrrückkkgerrrritzt! 

 auch leo tolstoi erholte sich zwischen “krieg und frieden” mit so mancher partie schach 
 
 
ich hab ihm geantwortet:
  hallo e. !
danke für die duftenden blumen. es freut  mich sehr, wenn sich jemand die zeit nimmt und ein feedback zu geben,  das dann auch noch positiv ausfällt. ich würde dein mail gerne  anonymisiert auf meine homepage geben, ich leg dort nämlich möglichst  alles offen, was rund ums schreiben so  passiert, um die barriere zwischen schreibenden und lesenden  einzureißen. ich glaube , dass viel mehr leute schreiben könnten, und es  braucht ermutigung für die die schon geschrieben haben und jene die  vielleicht kurz davor sind.
ich bin grad wieder für 3 monate in  bildungskarenz und setz mich ab nächste woche hin, um eine  nachfolgegeschichte u schreiben, insofern kommt die ermunterung zum  richtigen zeitpunkt. wenn ich gut voranschreite und im mai noch kein  badewetter ist, spiel ich das tschaturanga-open. vielleicht laufen wir  uns ja dort über den weg.
lg
kurto 
und er ergänzte dann:
a) Anonyme Veröffentlichung auf deiner hp kein Problem. Nur zu.
b)  Mich persönlich hat Dein Buch (und deine sonstige performance) auch  angespornt bzw. inspiriert, wieder zu schreiben und mich ganz allgemein  und grundsätzlich mehr einzubringen, Motto: Leben und Leisten, alles  andere ist sinnlos.
Wünsche Dir und hoffe zuversichtlich, dass Du  auf Dein Gesellenstück noch einen drauf setzt. Das Talent dazu hast Du!  Mach aus der Gunst der Stunde das Beste, hau jetzt alles rein und raus,  was Du zur Verfügung hast, was in Dir drin ist. Je eher desto besser,  aber lass Dir auch die Zeit, die Du brauchst dafür.
LG
E.
P.S: Dein Plot ist ja so  angelegt, absichtlich oder nicht, dass es viele denkbare  Zukunfts-Szenarien gibt: Was machen die “Verschwörer”, wie geht diese  Geschichte aus? Wer eigentlich ist Bo und Calla? Wie ergeht es Frank?  Kehrt er irgendwann zurück und wenn ja warum? Kommen Magda und Frank  doch noch zusammen? Ich sehe tausende Verzweigungen und Fortsetzungen.  Der Frank ist der ideale Occupy- oder auch Anonymous-Aktivist. Du  könntest ihn als modernen, metrosexuellen und globalen Robin Hood zu  einer zeitgemäßen Bestseller-Figur a la Mankells Wallander erschaffen.  Um ihn und den Plot authentisch, informativ und lesenswert zu zeichnen  brauchst Du aber viel Recherche, Zeit, d.h. auch (Zeit)-Budget. Ich will  damit nur sagen: Überlege Dir ernsthaft, ob es der Erstling, die nun  mal geschaffene Figur Frank, nicht wert ist, darauf aufzubauen und -  jetzt oder nie! - eine große, fette Geschichte rauszuhauen, die ein  ganzes Schriftsteller-Leben begründen könnte.
Jetzt ist mir schon klar, dass ich seine Hoffnung, ein kleiner Mankell zu werden nicht erfüllen kann und dies setzt mich auch nicht unter Druck. Aber die Träume sind auch Teil jedes kreativen Schaffens und ich bin (auch) zum Träumen aufgelegt.